|
Plastische Formwandlungen 1940 - 1978
Aus anfänglich geschlossenem Block mit klar umrissenem Kontur reduzieren sich die Plastiken zum Skelett, werden als Zeichen zum Träger von Funktionen: Sitzen - Stehen -Schreiten - Liegen. Wie Buchstaben stehen sie im Raum (Zuschauer, Lesender Knabe, Männer im Gespräch).
Die Form wandelt sich. Die einzelnen Figuren werden zu Gruppen, zur in sich bewegten Fläche, wobei keine einzelne Gestalt mehr erkennbar ist, so wie bei grüner Ampel eine in sich bewegte Gruppe die Straße überschreitet (Schreitendes Paar, Familie, Huckepack).
Allmählich beginnt sich die in sich bewegte Fläche vom Boden zu lösen - sie schwebt wie aufsteigender Rauch (Wer trägt, Schwebende Geister).
Nun kehrt die Form zum Volumen zurück, zunächst in der Art einer in kleinen, in sich 3 verschiedenen Blöcken gebauten Säule (Sappho, Tanz, Klage).
Es folgt die von innerer Spannung pralle Oberfläche bei den realistischen Plastiken (Wirt, Wirtin).
Die sich nun noch verstärkende innere Spannung beginnt dann, die Oberfläche zunächst zu bewegen und letztlich zu zerreißen (Philosph, Liegende, Karyatide, Galionsfigur).
Ein neuer Abschnitt beginnt mit der aufgerissenen Form, die zur Hohlform wird (Jacke, Hemd im Wind). Bis dahin wurden die Plastiken in Wachs geformt und in Bronze gegossen. Die jetzt aufgerissene Form reizt zur größeren Ausführung, und ein vorgefertigtes Material aus Eisendraht bildet das Gerüst für die Arbeit im Gips.
Die Spannung wird erhöht durch die Zusammenstellung dieser kontrastierenden Materialien: Drahtgeflecht und Gipsstruktur (Phönix, Vogel, Ikarus, Daphne, Orpheus und Eurydike, Nike). Das Pathos der Darstellung wird ironisiert durch die Brüchigkeit der Gipsstruktur.
Das Vierkanteisen wird hinzugenommen als drittes Element, wodurch die vorher gewonnene Form einen weiteren Kontrast erhält (Infantin, Odaliske, Römischer Kaiser).
Zurück zur Arbeit in Wachs wird das gleiche Formprinzip angewandt. Die krustige Struktur der Oberfläche im Kontrast zum Ständer, wie aufgespießte Schmetterlinge (Schachfiguren in Bronze).
Die letzte Entwicklung führt zur Zusammenfassung von Hohlform - Struktur - Glätte.
Die Spannung der Form wird optimal (Kleider aus einem Museum).
Anna Maria Strackerjan
|
|