Bronze-Reh gestohlen, Hahn kehrt zurück

Kunstwerke Polizei stellt Ermittlungen ein - Strackerjan-Plastik eingelagert und restauriert

NWZ -Leserinnen vermissen zwei weitere Skulpturen im Stadtbild. Davon wird nur eine wieder zurückkehren.

Nach Jahrzehnten endgültig verschwunden: Viele Spaziergänger vermissen das Bronze-Reh an der Schleusenstrasse, wo es seit Jahrzehnten in den Grünanlagen auf einem Betonsockel stand. Die Hoffnung, dass das Kunstwerk des Bremer Bildhauers Ernst Gorsemann jemals wieder auftaucht, hat wohl auch die Polizei aufgegeben. Nach mehrmonatiger Recherche wurde das Verfahren im März eingestellt.

Spaziergänger hatten die Bronzeplastik, die Ernst Gorsemann 1933 geschaffen hatte, bereits im vergangenen Jahr bei der Polizei als verschwunden gemeldet. Die Behörden gehen davon aus, dass das Kunstwerk, das auf einem Betonsockel befestigt war, gestohlen wurde, möglicherweise von Metalldieben. Gorsemann (1886-1960) war eine Zeitlang Direktor der Bremer Kunsthochschule und schuf mehrere Denkmäler, Plastiken und Grabmale. Der Wert des verschwundenen Rehs wird von Fachleuten auf mehrere tausend Euro geschätzt. "Uns hat das Reh immer viel Freude gemacht", sagt eine Anwohnerin aus der Schleusenstrasse, die sich meldete, nachdem in der NWZ  vergangene Woche über den Turmspringer (von Werner Berges), die Würfelplastik (von Dieter Magnus) und die drei Bronzebären (von Paul Halbhuber) berichtet worden war. Die Kunstwerke sind alle aus dem Stadtbild verschwunden.

Dazu zählt in der Innenstadt auch der Brunnen mit einem Hahn von Anna Maria Strackerjan (1919-1980). Das Kunstwerk der Oldenburger Bildhauerin war der Stadt von der Bremer Landesbank (BLB) geschenkt und im August-Hinrichs-Hof, also der Häusing zwischen Bank und Galeria Kaufhof, aufgestellt worden. Auch diese Bronzeplastik notierte eine Leserin schon auf der Verlustliste. Zwar wurde der Hahn 2008 einmal gestohlen, tauchte aber dann wieder auf.

Entwarnung gibt Banksprecherin Ina Malinowski. "Der Hahn ist nur eingelagert und wurde restauriert", berichtet sie auf Anfrage der NWZ . Damit die Bronze nicht bei den Bauarbeiten zu den Schlosshöfen beschädigt wurde, war sie - ebenso übrigens wie ja die Bären - abmontiert worden. "Der Hahn war auch beschädigt, wir haben das wieder richten lassen", erläutert BLB-Sprecherin Ina Malinowski. Die Kunstexpertin der Bank sei im Gespräch mit den Verantwortlichen bei der Stadt, um einen geeigneten Standort für die Aufstellung des Strackerjan-Kunstwerks zu finden. "Nachdem nun auch die Pflasterung abgeschlossen ist, gab es in der vergangenen Woche einen Ortstermin."

Zumindest die Bären und der Hahn werden in das Stadtbild zurückkehren, allein das Reh bleibt verschwunden.

Sabine Schicke