Auf den Spuren von Anna Maria Strackerjan

Wem in Oldenburg sagt der Name Anna Maria Strackerjan noch etwas? Einigen fällt jetzt vielleicht die  Strackerjanstraße ein – doch die muss nach jemand anders benannt sein, denn als sie 1927 ihren Namen bekam, war Anna Maria Strackerjan gerade einmal acht Jahre alt. Aber ihren Kunstwerken in der Oldenburger Innenstadt ist wohl jede/r schon einmal begegnet.

Zum Beispiel im Schlossgarten. „Sind das Flamingos?“ rätselt eine Gruppe von Spaziergängern. Nein, es sind Kraniche, die da zu zweit in einem kleinen Teich in der Nähe des Rosengartens stehen. Fast übersieht man die grünlich verfärbten Bronze-Figuren inmitten der Bepflanzung. Eine steht wachsam aufrecht, die andere beugt sich zum Fressen hinab. Wahrscheinlich handelt es sich um ein Pärchen - Kranichen wird eine lebenslange Treue zu ihrem Partner nachgesagt. Entstanden ist diese Plastik von Anna Maria Strackerjan 1953. Seither fügt sie sich wie selbstverständlich in die Natur ein und strömt eine meditative Ruhe aus.

Einen anderen von der Bildhauerin geformten Vogel findet man im August-Hinrichs-Hof (dem Durchgang zwischen der Bremer Landesbank und „Galeria Kaufhof“). Auf einem Brunnen - der nicht in Betrieb ist - thront ein krähender Hahn. Er nimmt Bezug auf das niederdeutsche Theaterstück „Wenn de Hahn kreiht“ von August Hinrichs, dem Heimatdichter und wegen seiner Rolle im Dritten Reich nicht unumstrittenen Ehrenbürger Oldenburgs.  Diese Bronze-Plastik schuf Anna Maria Strackerjan 1967, wie neben der Signatur zu lesen ist. Der Standort wirkt heute allerdings sehr unpassend: Ein zugiger Durchgang mit Fahrradabstellplätzen und traurigen Pflanzkästen, die die Durcheilenden auch nicht zum Verweilen bewegen können. Schattig ist es hier zwischen den hohen Hinterhof-Fassaden. Brunnen und Hahn hätten ein idyllischeres Plätzchen verdient. So kann man das Krähen, in dem der Hahn verharrt, auch als lautlosen Protest verstehen.

Nicht viel erfreulicher sieht es im Herbartgang aus. Hier hat Anna Maria Strackerjan im Jahre 1967 gleich zwei Brunnen mit deutlich abstrakteren Bronze-Plastiken gestaltet. Einer steht vor dem „Herbart-Haus“, in dem sich ein Café befindet. Die Plastik in der Mitte soll Korallen darstellen. Der andere steht ein paar Schritte weiter um die Ecke vor einer Backsteinmauer. Aus seiner Mitte wachsen stilisierte Pilze in die Höhe. Beide Brunnen sind nicht in Betrieb. Wenn man in die Betonringe hineinblickt, sieht man hauptsächlich Abfall. Einer der Brunnen war zeitweise zumindest bepflanzt. Jetzt dienen die Ringe höchstens noch als Sitzgelegenheit (für Menschen, die eine Blasenentzündung in Kauf nehmen wollen). Aber wer hat noch einen Blick für die Plastiken? Und nicht einmal ein Schild weist auf die Bildhauerin hin.

Anna Maria Strackerjan, die in Berlin, Hannover, München und Stockholm Kunst studiert hatte, war ab 1951 als freischaffende Bildhauerin in Oldenburg tätig. Im Stadtgebiet sind von ihr noch weitere Werke zu finden, zum Beispiel die „Fromme Helene“ (1969) in der Wilhelm-Busch-Straße, die an eine Bildergeschichte des Zeichners erinnert. Bemerkenswerte Arbeiten aus späteren Jahren sind kleine Bronze-Skulpturen, die Frauenkleider darstellen - nur als Hüllen in der Bewegung und mit Faltenwurf statisch festgehalten, als würden unsichtbare Figuren sie tragen.

Anna Maria Strackerjan starb 1980 und ist auf dem Gertrudenfriedhof begraben.

Frauke Wehber